FondsTrends - Im Gespräch: SIGAVEST Vermögensverwaltung
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„Auch diese Krise geht vorüber“
SIGAVEST – das steht für „Strategische Individuelle Geldanlage- und Vermögensverwaltung“. 2001 in Berlin gegründet, verkörpert das mittlerweile siebenköpfige Team „gutbürgerliche“ Vermögensverwaltung.
Von Anfang an im Vordergrund stand eine individuelle und auf den Kunden abgestimmte Vermögensverwaltung bereits ab EUR 100.000, seit 2011 wird von SIGAVEST auch ein Publikumsfonds verwaltet, in den die Mitarbeiter mit ihrem eigenen Privatvermögen investieren und der ihnen auch als Altersvorsorge dient. „Den Großteil des eigenen Geldes zu investieren, schafft für Sparer und Anleger gleichermaßen Vertrauen“, so Christian Mallek, Gründer und Geschäftsführer der SIGAVEST Vermögensverwaltung GmbH. Im Kontext des derzeitigen Corona-Shutdowns sprach FondsTrends mit ihm über Krisenstrategien, Tugenden wie Ruhe und Resilienz und das Arbeiten von zuhause.
FondsTrends: Herr Mallek, ihr Unternehmen wurde 2001 gegründet, sie haben seitdem diverse Krisen in der Finanzwelt miterlebt. Wie unterscheidet sich die neueste Baisse von vorherigen?
Christian Mallek: Dass einmal ein Virus die gesamte Weltwirtschaft lahmlegt, konnte man vielleicht in Science-Fiction Romanen lesen, für real haben dies jedoch die Wenigsten gehalten. So war dann auch der Kursrutsch an den Weltbörsen der schnellste und heftigste seit 1987. Die Krise wurde zu Beginn unterschätzt. Nachdem die ersten Corona-Fälle Mitte Januar in China auftraten, stiegen die Börsen nach anfänglicher kurzer Unsicherheit sogar bis Mitte Februar auf neue Allzeithochs. Erstaunlich ist auch, dass im ersten großen Kursrutsch ausnahmslos alle Assets gefallen sind, sogar Gold und Staatsanleihen. Das war in der Finanzkrise 2008/2009 anders, da galten diese Assets als der sichere Hafen. Auch ein Anstieg der Volatilitäts-Indizes (VSTOXX und VIX) auf Niveaus über dem der Finanzkrise lässt aufhorchen. Wo nun ein Boden gefunden wird, kann niemand abschätzen, das ist alles Kaffeesatzleserei. Wichtig wird sein, wann der Virus eingedämmt wird und die Shutdowns aufgehoben oder zumindest stark gelockert werden. Fakt ist aber, dass nach jeder Krise auch wieder ein Aufschwung kommt.
FondsTrends: Wie eingangs erwähnt ist die derzeitige Krise nicht die erste, die Sie erleben, dennoch ist Ihr Unternehmen stetig gewachsen. Welche Lehren haben Sie gezogen, welche Strategien verfolgen Sie?
Christian Mallek: In der Tat haben wir seit unserer Firmengründung 2001 und davor zu Bankzeiten schon einiges erlebt. Schließlich haben wir unsere Vermögensverwaltung mitten in die Zeit des Crashs kurz vor 9/11 gegründet. Danach kam die große Finanzkrise 2008 und anschließend die EU-Schuldenkrise 2011 hinterher. Sowohl bei unseren Privatmandaten, als auch bei unserem vermögensverwaltenden Multi-Asset-Fonds, den wir seit Ende 2011 managen, gilt die Prämisse, das Vermögen der Anleger zu schützen. Da wir mit großen Teilen unseres liquiden Privatvermögens selbst in unserem Fonds investiert sind, sitzen wir hier auch alle im gleichen Boot und haben keinerlei Interessenkonflikte. In einer Krise ist es zunächst wichtig, rechtzeitig Liquidität zu schaffen. Erstens kann Cash nicht fallen und zweitens hat man dann Manövriermasse, die man unten wieder einsetzen kann, auch wenn man die Tiefpunkte meist sowieso nicht erwischt. Da wir bei unseren Anlagen überwiegend auf Strategien setzen, deren Manager in ihrem Bereich zu den Profis und Spezialisten gehören, halten wir im Regelfall auch an deren Anlagen fest. Da sich solche Profis in Krisen zumeist besser schlagen als die Märkte, gilt es für uns, nur das allgemeine Marktrisiko rauszuhedgen, ohne die Anlagen selbst verkaufen zu müssen. Dies machen wir in unserem SIGAVEST Vermögensverwaltungsfonds mit dem Verkauf von Index-Futures auf den DAX, MDAX, EuroStoxx50 und S&P500. Ich vergleiche den Beginn einer Krise immer gerne mit einem Aufzug, dessen Hauptseil reißt. Die ersten Stockwerke geht es im freien Fall hinunter, bis die Notbremsen greifen. Dann holpert es etwas, aber der Fall wird deutlich abgebremst. So liegt unser aktienorientierter SIGAVEST Fonds seit Jahresbeginn per 18.03.20 mit 18% im Minus, während der DAX zu diesem Zeitpunkt gut 36% abgeschafft hat. Der vermögensverwaltende Ansatz hat also klar den Vorteil, dass in das Marktgeschehen eingegriffen wird und man nicht wie bei ETFs 1:1 nach unten fällt. In unserem Fonds setzen wir übrigens auch risikoreduzierende Anlagen ein, die in „normalen“ Zeiten einen stabilen Ertrag bei deutlich geringeren Schwankungen erzielen. Dazu gehört beispielsweise das Knowhow des Deutschen Mittelstandsanleihenfonds. Nur muss man in dieser aktuellen Krise allerdings feststellen, dass durch absolute Mispricings an der Börse auch solche Konzepte leider nicht zur Stabilität beitragen. Das Gute daran ist aber, dass sich hier mittlerweile solche Bewertungsreserven gebildet haben, die nur bei einer Marktstabilisierung automatisch zu schönen Gewinnen führen werden.
FondsTrends: Das Münchener Ifo-Institut schätzt die Kosten des Corona-Shutdowns hierzulande auf knapp 730 Mrd. EUR, bisweilen sorgen die Ereignisse der letzten Woche gar für eine Neubewertung der Globalisierung. Wie schätzen Sie die kurz- bis mittelfristige Entwicklung an den Börsen ein?
Christian Mallek: Zuerst: Globalisierung ist nicht nur ein Risiko, sondern auch lange signifikante Chance auf und definitiver Grund für Wohlstand gewesen. Wir wissen nicht, wo die Börsen einen endgültigen Boden gefunden haben. Wichtig ist jedoch, nicht panisch zu reagieren. Oftmals dachte man im Hochpunkt einer Krise, dass sich die Märkte nie mehr erholen werden. Das ist absoluter Quatsch. Zurzeit gilt es, auf Sicht zu fahren. Es wird aber der Augenblick kommen, wo alles Schlechte eingepreist ist. Und da die Börsen die Zukunft bewerten, kommt oft schon der Dreh, wenn die Nachrichten noch in Moll gehalten sind.
FondsTrends: Versetzt man sich einmal in die Lage von Investoren, dürfte derzeit das gesamte Spektrum von Unsicherheit bis hin zu blanker Nervosität bedient werden. Welchen Tipp geben Sie Anlegern in der aktuellen Lage mit?
Christian Mallek: Wenn ich Drawdowns aushalten will und kann, spricht nichts gegen passive Depots. Wenn diese Nervenstärke nicht aufgebracht werden kann, gilt es, den Schritt weg von passiven Depots hin zu aktivem Management zu machen. Hier sollte man darauf achten, auch einen Ansprechpartner zu haben, der einem sein Vorgehen gut und schlüssig erläutern kann. Ohnehin ist es in Zeiten wie diesen sehr wichtig und auch beruhigend, jemanden an seiner Seite zu haben, der schnell erreichbar ist. Dies gilt für Privatmandate genauso, wie für das Fondsmanagement. Deshalb sind unabhängige Vermögensverwalter mit langjähriger Erfahrung ein guter Ratschlag.
FondsTrends: Herr Mallek, normalerweise schließen wir mit einer Frage zu den Möglichkeiten, vom Arbeitsalltag abschalten zu können. Durch Heimarbeit fehlt momentan für viele die räumliche Trennung zwischen Arbeit und Privatem – wie erleben Sie das Home Office und wie schaffen Sie es, dennoch abzuschalten?
Christian Mallek: In der Tat verschwimmen die Grenzen zwischen Beruf und Privatleben im Homeoffice etwas. Alles hat seinen Vorteil und auch seinen Nachteil. Auch wenn es im Augenblick mal ganz angenehm ist, von zuhause zu arbeiten, freue ich mich auch wieder auf die Zeit, mit meinen Kollegen nicht nur über Videokonferenzen verbunden zu sein, sondern live mit ihnen zu sprechen. Da ich von Natur aus eigentlich ein grundoptimistischer Mensch bin, glaube ich, dass uns auch diese Krise stärker macht und im Nachhinein positive Veränderungen erlebbar sein werden. Neben meinem Beruf bin ich in viele kirchliche Aktivitäten eingebunden. Auch hier ruht zwar das öffentliche Gemeindeleben, aber man kann auch so viel Gutes erleben. Das gibt mir die Kraft, auch mal vom Tagesgeschehen abzuschalten.
FondsTrends: Herr Mallek, wir danken Ihnen für das interessante Interview und wünschen Ihnen weiterhin alles Gute!